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Leserbriefe

 

 

Leserbrief, Thema: Euro-Krise
Adressat: „Süddeutsche Zeitung“
Betreff: „Es war einmal“ von Kurt Kister, SZ 8./9.10.2011


Es stimmt: Wir brauchen keine neue "Erzählung"/Narrativ/Mythos - keine neue Ilias oder Odyssee. Frau Merkel ist keine neue Helena und unser Außenminister bestimmt kein neuer Achilles. Und über Europa thronen keine Götter, die ihrerseits dem Fatum ausgeliefert sind. Odysseus hat sich mit vielerlei Monstern herumgeschlagen, aber nicht mit den Finanzmärkten. Die werden nicht vom Fatum gesteuert, sondern von Menschen. Wenn im System Lücken sind, dann gibt's halt viele Schlaue, die - solidarisch mit sich selbst - ihren Vorteil nutzen. "Der Mensch ist weder gut noch schlecht, sondern mittelmäßig" (so Alexis de Tocqueville). Damit müssen Politik und Gesetze rechnen.
 
Was wir aber unbedingt brauchen, sind gesetzliche Regelungen, damit die Risiken an jene zurückgegeben werden, die sie eingehen. Und nicht an die Bürger/Steuerzahler. Sollte es so unmöglich sein, die Fehler zu korrigieren, die an der Wiege der gemeinsamen Währung standen? Und zwar schnell. Sonst gibt es nämlich bald nichts mehr zu transferieren.
Warum trauen Politiker "ihrem" Volk nicht zu, dass sie Rationalität irgendwelchen Gute-Nacht-Geschichten vorziehen?
 
Hildegard Geisberger

Veröffentlicht in der SZ vom 22./23. Oktober 2011